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Für unseren diesjährigen, längeren Aufenthalt in
Namibia hatten wir uns vorgenommen, den Kleinplaneten 5658 - Clausbaader -
aufzunehmen. Er stand recht günstig am Abendhimmel, dicht bei Saturn und
relativ hoch am Himmel. Die Bildserie ist als kleine Homage an Herrn Claus
Baader gedacht, dem Gründer der Firma Baader Planetarium in Mammendorf,
der eine der führenden Persönlichkeiten im Bereich der
Amateurastronomie und der Volkssbildung im letzten Jahrhundert in Deutschland
war.
Offiziellen IAU Text zur Namensgebung Clausbaader
lesen
« Die
4m Kuppel auf Onjala mit der Planetenkonjunktion von Venus und Jupiter am 2.
Juli 2015Alle Bilder auf dieser Webseite können
durch Anklicken vergrößert werden und öffnen in einem sepataem
Browserfenster. |
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Für die Aufnahmen wurden der 150mm Zeis APQ Refraktor des Onjala
Observatory und eine "uralte" SBIG ST-2000 XM eingesetzt.
« Das
Aufnahmeinstrument - der 150mm Zeiss APQ Refraktor und ein Celestron C14 auf
einer Astro Physics 1200 GTO Montierung in der 4 Meter
Kuppel
Nach Abschluss
unseres
"Projekt Pluto" - den Versuch Pluto mit einem klassischen 2
Zoll Teleskop aufzunehmen - wurden am 5. September erste Testaufnahmen
durchgeführt. Das ganze Projekt stand am Anfang
unter keinem "guten" Stern.
Zuerst fiel Paech die Brille herunter und zerbrach genau in der
Mitte. Die Ersatzbrille funtionierte bei Tageslicht ganz gut, in dunkler Nacht
jedoch verblieben im Unendlichen leichte Bildunschärfen, das heißt,
die Sterne am |
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Himmel blieben unscharf. Zum Glück fand sich ein "magischer"
Zweikomponetenkleber, der es tatsächlich fertigbrachte, die beiden Teile
an ihrer dünnsten Stelle wieder flexibel dauerhaft miteinander zu
verbinden »
» »
Zudem zeigte sich, dass die Trockenpatrone der jahrelang nicht genutzten SBIG
ST-2000 XM CCD Kamera nicht mehr funktionierte. Schon bei Temperaturen knapp
über 0 Grad vereiste die Chipoberfläche trotz der geringen
Luftfeuchtigkeit um die 20 Prozent. Testaufnahme vom 05. September mit einer
völlig vereisten Chipoberfläche. |
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Da die Küche der Onjala Lodge nur über Gasöfen ohne
Temperaturanzeige und Mikrowellenöfen verfügt, stellte sich das
Problem: wie die Patrone "backen".
Da nach Angaben von SBIG die Patronen nicht in einem Mikrowellenofen
getrocknet werden dürfen, entschieden wir uns "das Höllenfeuer" des
allsamsttäglichen Grillabends der Lodge zu nutzen und die Patrone dort
für einige Stunden zu "grillen". |
Der Erfolg war nicht gerade umwerfend, reichte aber aus um die Kamera
in den beiden nächsten Nächten dauerhaft und ohne Vereisung auf O
Grad herunterkühlen zu können. |
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Um das Aufnahmefeld einigermaßen sicher mit dem Pointing der
1200 GTO einigermaßen sicher treffen zu können, wurde zunächst
auf Saturn positioniert, dann ein Recalibrate der Steuerung durchgeführt
und dann auf die Koordinaten von Clausbaader positioniert. Zur
Überprüfung der Positionierung wurde dann das entsprechende
Gesichtsfeld noch mit dem Sternkartenprogramm GUIDE 9.0
überprüft.
Dieser Abgleich zwischen GUIDE und dem Lifebild der
SBIG Kamera ist gar nicht so einfach, denn die Kamera zeigt - auch schon bei
kürzeren Belichtungszeiten - wesentlich mehr Sterne als die Sternkarte.
Zudem muss die Orientierung der Sternkarte mit dem Kamerabild
übereinstimmen. So braucht es schon sehr auffällige
Sternkonstellationen, um das Kameraaufnahmefeld festzulegen, die es bei
Clausbaader leider nicht gab.
» Das Bild rechts zeigt die Position von
Clausbaader am 09. September 2015. Mit im Aufnahmefeld befanden sich der
Kleinplanet WURM (1785) und einige andere Objekte, die jedoch so lichtschwach
waren, dass sie mit meinem Aufnahmeequipment nicht nachweisbar
sind.
Der rechteckige große Rahmen auf der Sternkarte zeigt das
Aufnahmefeld der ST-2000 XM, das kleinere darüberliegende das Feld des
Guiding Chips. |
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Der erste Versuch Clausbaader aufzunehmen erfolgte am Abend gegen
19:34 UT mit einer 300 Sekunden Belichtung. Eine zweite Aufnahme sollte 2
Stunden später aufgenommen werden, um durch Überlagerung beider
Bilder Clausbaader durch seine Bewegung vor den Hintergrundsternen eindeutig
identifizieren zu können. Leider bewölkte sich der Himmel in dieser
Zeit. Überhaupt war das Wetter während unseres Ausfenthaltes in
Namibia von Anfang Juli bis Ende September sehr "durchwachsen".
Eine
erste Analyse des Bildes bestätigte jedenfalls das korrekte Aufnahmefeld
(Feldgröße: 33.9 x 25.4 Bogenminuten, Abbildungsmaßstab:
1.27"/Pixel), den die Position der beiden Galaxien LEDA 92 474 und PGC 56 147
stimmen mit der GUIDE Karte überein («).
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Ebenso zeigt sich der
Kleinplanet Wurm eindeutig als kurzer Strich aufgrund
seiner höheren Bahngeschwindigkeit (Abbildung links
oben).
An der Stelle, an der GUIDE ClausBaader zeigt,
befindet sich ein lichtschwaches Objekt, es könnte sich aber auch um einen
Hintergrundstern handeln. Deshalb ist das Objekt auf dem
Bildausschnitt auch mit einem Fragezeichen
versehen. |
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Am nächsten Abend gelangen dann kurz hintereinander drei
Aufnahmen, die die Kleinplaneten Clausbaader und Wurm und deren Bewegung am
Himmel deutlich zeigen, obwohl die Helligkeit von Clausbaader mit 18m5 für
ein bewegtes Objekt schon grenzwertig für Kamera und Teleskop
waren.
« Das linke Bild
zeigt eine Überlagerung von zwei 600 Sekunden Belichtungen. Die Positionen
von Clausbaader für den Startpunkt der jeweiligen Belcihtung sind markiert
(17:59 und 19:17 UT). Zwischen diesen beiden Aufnahmen wurde eine durchgehende
2400 Sekunden Belichtung aufgenommen (siehe unten), die
Wartezeit wurde angenehm bei einem GinTonic in der Bar der Onjala Lodge
verbracht. Im folgenden die weiteren Bilddaten:
Kleinplanet |
Bewegung |
Winkel
(Grad) |
Helligkeit
(mag.) |
Wurm |
59.1"/h |
98.6 |
17.9 |
Clausbaader |
41.8"/h |
99.4 |
18.5 |
Der Kleinplanet Claubaader befand sich zur Zeit der Aufnahmen
in einer Entfernung von exakt 2.971 AE oder 444.446,677 Kilometer vom
Erdmittelpunkt entfernt. |
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» Animation 5658
Clausbaader vom 09.09.2015 (17:59 und 19:16 UT).
Hier klicken zum Laden einer größeren
Darstellung
» » Clausbaader und Wurm in
einer 2.400 Sekunden Belichtung (09.09.2015 - 18:15 - 18:55 UT). Die stellare
Grenzgröße dürfte knapp bei der21. Magnitude
liegen.
Hier klicken zum Laden einer großen Animation der
Bewegung von Clausbaader UND Wurm |
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Aufgrund der Tatsache, dass sich der Kleinplanet Clausbaader
während der Zeit der Aufnahmen in einer sehr attraktiven Himmelsregion
befand, wurde am 13.09. auch noch eine Übersichtsaufnahme des Feldes
angefertigt (siehe Bild unten).
Dazu wurde eine Original Canon EOS 60DA
mit einem 50mm Objektiv (1.8) eingesetzt. Belichtet wurden 6 Einzelbilder mit
640 ASA je 600 Sekunden Belichtungszeit. Das Objektiv war auf f/4.5
abgeblendet.
« « Das Bild zeigt die
transportable Montierung, eine Celestron CGEM DX. Hintergrund die Onjal 4m
Kuppel und die private 3m Kuppel des Chamäleon Observatory kurz vor
Sonnenuntergang. |
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Abbildung
rechts oben: Die EOS saß "huckepack" auf einem 105mm Pentax
Refraktor (links daneben ein Celestron 80mm Onyx). Die Montierung läuft so
gut, dass auf ein Guiding verzichtet werden konnte. |
Folgend der offizielle Text zur Benennung des Kleinplaneten Nummer
5658 nach Claus Baader
Named in memory of
Claus Baader (1924-1995), German manufacturer of planetaria, domes and
telescopes, and well-known mentor of amateur astronomers in the German-speaking
countries. A design engineer by profession and self-taught in astronomy, Baader
constructed a new type of a small desktop planetarium that is in use in schools
in many countries throughout the world. In his later years Baader, together
with his son and successor Thomas, was deeply concerned with the construction
and development of observatory domes, astronomical telescopes and their
auxiliary instrumentation for amateur and professional astronomers
alike. (aus dem Minor Planet Circular (MPC) 25977 vom 7. Nov.
1995)
1950 DO. Discovered 1950
Feb. 17 by K. Reinmuth at Heidelberg. Name proposed and
citation prepared by L.D.Schmadel. |
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Clausbaader auf der Website des Minor Planet
Center DOWNLOAD Nachruf auf Claus Baader von G.D. Roth |
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Karl Wurm (* 21. Juli 1899 in Siegen; 16. Februar 1975
in Bonn) war ein deutscher Astronom. Wurm studierte an der Universität
Bonn Mathematik, Physik und Chemie mit der Promotion 1926. Danach ging er an
das Astrophysikalische Observatorium in Potsdam, wo er Bandenspektren von
Molekülen aus Sternatmosphären und Kometen untersuchte. Das
führte zu einem diesbezüglichen Beitrag im Handbuch der Astrophysik
(1930). Er forschte über Kometen und insbesondere nach einem
Studienaufenthalt bei Otto von Struve 1938 am Yerkes Observatorium über
Spektren von Gasnebeln. 1941 wurde er Haupt-Observator der Hamburger Sternwarte
in Hamburg-Bergedorf. 1950 war er einige Monate Gastprofessor an der
Humboldt-Universität Berlin und am Observatorium in Babelsberg. Wegen der
schlechten Beobachtungsbedingungen in Hamburg beobachtete er ab 1954
regelmäßig in Asiago (Venetien). QUELLE:
Wikipedia
Karl Wilhelm Reinmuth (*
4. April 1892 in Heidelberg; 6. Mai 1979 ebenda) war ein deutscher
Astronom, der am Observatorium auf dem Königstuhl bei Heidelberg
tätig war. Reinmuth besuchte die Oberrealschule und studierte
anschließend an der Universität Heidelberg. Schon als Student war er
unter Max Wolf an der Sternwarte tätig, 1916 wurde er mit der Dissertation
Photographische Positionsbestimmung von 356 Schultzschen Nebelflecken
promoviert. Bis zu seiner Pensionierung 1957 war er, nur unterbrochen durch den
Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, an der Sternwarte Königstuhl
beschäftigt, seit 1914 als Assistent, seit 1926 als Observator und seit
1937 als Ober-Observator. 1928 heiratete er Lina, geb. Alstede, das Paar hatte
drei Söhne. Entdeckungen Reinmuth entdeckte zwei kurzperiodische Kometen,
nämlich 30P/Reinmuth und 44P/Reinmuth sowie 395 Asteroiden (siehe Liste
der Asteroiden), darunter Apollo, den Namensgeber einer Gruppe von Asteroiden
(Apollo-Typ), deren Bahnen die Erdbahn kreuzen können. Reinmuths
Entdeckungen von Asteroiden entfallen auf den Zeitraum von 1914 bis 1957.
Besonders spektakulär war seine Entdeckung des
Asteroiden (69230) Hermes 1937, der erst 2003
durch das LONEOS-Programm wiedergefunden wurde. Berechnungen zu dessen Bahn
stellte der deutsche Astronom Friedrich Gondolatsch an.
QUELLE: Wikipedia |
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Abbildung links oben: Der
Kleinplanet HERMES - CCD Aufnahme vom W.Paech, kurz nach seiner
Wiederentdeckung am 28. Oktober 2003 aufgenommen. Belichtungszeit 1800 Sekunden
mit SBIG ST-10 XME. Das Bild zeigt - eingekreist - drei weitere
Kleinplaneten |
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