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Spezielle Projekte
Reinigung des Hauptspiegels unseres 12.5" PlaneWave
Astrographen
Seit dem Jahr 2016 betreiben wir einen 12.5"
PlaneWave Astrographen in unserer 3m ScopeDome Kuppel auf der Onjala Lodge in
Namibia. Da die Kuppel nicht perfekt gegen Staub und Feuchtigkeit isoliert und
wir zudem im Jahr 2022 Probleme mit dem Kuppelspaltmotor hatten, so dass die
Kuppel wochenlang nach Ende der abendlichen Beobachtung offen war, stand nun
2023 eine dringende Reinigung des Hauptspiegels (im weiteren Text HS
abgekürzt) an.
Da der 12.5"
PlaneWave eine festen Carbontubus hat, muss zur Reinigung der Tubus von der
Rückplatte mit dem eingeklebten HS und dem Korrektionssystem getrennt
werden, um den HS reinigen zu können. Im Internet sind zu einer Demontage
wenig Informationen zu finden, teilweise sind sie falsch - und so sind wir
der Firma Baader Planetarium (J. Baader) sehr dankbar
von dort wichtige Hinweise und Informationen zur Zerlegung des Teleskops
bekommen zu haben.
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Projekte
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Unsere 3m Scopedome Kuppel |
Der
12.5" PlaneWave Astrograph
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Sonnenuntergang |
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ALLE Vorschaubilder können durch Anklicken
vergrößert werden. |
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Eines unserer Probleme vor Ort
war die räumliche Enge in der 3m Kuppel in der die Demontage und die
Reinigung durchgeführt werden musste.
Zuerst haben wir einen Laser
eingesetzt, um den Kollimationszustand vor der Demontage des Geräts zu
kontrollieren. Der war nicht optimal, der Laserpunkt beschrieb bei Rotation
einen kleinen Kreis um die Mittelpunktmarkierung des Fangspiegels.
Danach haben wir alle Teile, die demontiert werden müssen, wie Kamera,
Okularauszug und Tubus markiert (der ja vorn den Fangspiegel trägt), um
sie nach der Demontage wieder rotationssymmetrisch zusammen setzen zu
können - man kann ja nie wissen, was da kommen kann:-) |
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Markierung Okularauszug zur Rückplatte |
Markierung Tubus zur Rückplatte |
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Der Planewave auf dem
Arbeitstisch |
Danach wurden Kamera (eine
ältere QHY Alccd 12) und der komplette Okularauszug demontiert und
anschließend der komplette Tubus von der Montierung abgebaut und auf
einem Arbeitstisch gelagert. Anschließend wird das Teleskop senkrecht auf
die Rückplatte gestellt.
Nach anders lautenden
Informationen MUSS der Schwalbenschwanz (Dovetail) vom Tubus demontiert
werden, da sich 1.) dahinter eine Halteschraube des Tubus befindet und 2.) sich
unter dem Schwalbenschwanz Kabelverbindungen zwischen Fangspiegel und
Rückplatte befinden, die getrennt werden müssen, um den Tubus von der
Rückplatte zu trennen. Das Auftrennen der Kabelverbindungen stellte sich
als fummelig heraus. |
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Die
Demontage des Schwalbenschwanzes löste zur Überraschung eines unserer
Probleme mit dem PlaneWave, denn wir hatten von Anfang an Probleme mit dem
Guiding über ein externes Leitrohr. Nahezu 100% der Bilder, aufgenommen im
Fokus des Planewave zeigten leichte Strichspuren in Rektaszension und waren
somit unbrauchbar. Es fehlte vorn am Tubus eine Halteschraube (siehe Bild
unten) - und die andere war sehr lose - so dass der Tubus sich leicht mit
Handkraft gegen den Schwalbenschwanz verschieben ließ. Die Fixierung des
Schwalbenschwanzes mit einer zweiten Schraube löste das Problem. Nach
Wiedermontage des Teleskops waren alle Bilder des PlaneWaves mit externem
Guiding punktförmig. |
Fehlende Schraube
zwischen Tubus
und Schwalbenschwanz |
Der parallel
montierte EDFS mit Leitrohr |
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» Die
Kabel unter dem Dovetail |
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Nach dem
Lösen aller Verbindungsschrauben, dem Auftrennen der Kabelverbindungen
kann man den kompletten Tubus von der Rückplatte nach oben abheben und der
Hauptspiegel liegt für eine Reinigung vor einem. |
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Zum Schluss
wird das Sky Baffle abgeschraubt
und der Blendenring vom HS entfernt.
Nun liegt der Hauptspiegel zur
Reinigung völlig frei (siehe Bild
oben). |
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Hier
zeigte sich nun jede Menge Schmutz, Sand, Vogelkot und anderer Dreck.
Und auch verrostete Schrauben die den Blendenring
fixieren, die wir bei einem so teuren Teleskops NICHT erwartet
hätten (siehe links unten). Nach Reinigung, Demontage des
Blendenrings und Abschraubens des Blendenrohrs konnte die Reinigung des HS
beginnen.
« Das Bild links zeigt einen
vorsichtigen Reinigungsversuch mit Watte und destilliertem Wasser. Oben im Bild
ein Teil des völlig verdeckten Hauptspiegels. |
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Verrostete Schrauben |
Vogelkot |
Sandbrocken |
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Watte, Kleenex, destilliertes Wasser und Baader Optical Wonder - alles vorbereitet |
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» + » »
erster vorsichtiger Test mit Watte und destilliertem Wasser |
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Zuerst wurde
ein kurzer Test mit Watte und destilliertem Wasser durchgeführt (rechts
oben). Anschließend wurde der HS komplett mit Watte ausgelegt und mit
destilliertem Wasser getränkt (links unten), das wir ca. 30 Minuten
einwirken ließen.
Danach wurde wurde der HS mit Kleenex
Tüchern belegt, die mit Baader "Optical Wonder" getränkt wurden. Auch
hier ließen wir die Flüssigkeit ca. 30 Minuten einwirken. Die
einzelnen Tücher wurden dann vorsichtig radial nach außen abgezogen
und die letzten Rückstände mit einzelnen Tüchern, getränkt
mit "Optical Wonder" gesäubert. |
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Watte und destiliertes Wasser
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Kleenex und Optical Wonder |
Fertig |
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Oben: Fertig zur
Tubusmontage
« Sky Baffle
und Blendenring montiert
» Zur Kollimation vorbereitet |
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Fertig, nun
wurde - rotationssymmetrisch - der Tubus wieder montiert, die Kabelverbindungen
wieder hergestellt, der Schwalbenschwanz montiert und der Okularauszug wieder
angesetzt. Das Teleskop wieder auf die Montierung gesetzt und den Baader Laser
Colli zur Prüfung der Kollimation montiert. Es
zeigte sich, dass der Zustand vor der Demontage und nach der Reinigung sich nur
unwesentlich geändert hatte. Der Laserpunkt rotierte symmetrisch um die
Mittenmarkierung des Fangspiegels. |
Kollimation
Die Kollimation erfolgte mit
einer ZWO ASI 290 Mono. Die Bilder zeigten eine leichte Dekollimation nach
links unten. Wobei hier zu bemerken ist, dass die
Kollimation des Fangspiegels mit 4 Justagesschrauben ! - OHNE eine abgefederter
Montage - ein Glücksspiel ist. Auch das ein Manko der ersten
Versionen des 12.5" PlaneWave Astrographen. |
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Test mit dem Lasercolli nach der Reinigung |
Leichte Asymmetrie nach
links unten ...
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... zeigt sich auch in der
Helligkeitsverteilung ... |
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... zeigt sich auch im Fokus |
nach Justage des Fangspiegels, Helligkeitsverteilung nun symmetrisch
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Fertig |
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Guiding +
Seeing für das "first light"
(unten links) |
Der
Laser trifft die Mittenmarkierung ... |
...
und reflektiert exakt in die Mitte zurück |
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Aber
ich glaube wir haben die Kollimation ganz gut hinbekommen. First Light war eine
600 Sekunden Belichtung von Hickson 44, einer Galaxiengruppe im Sternbild
Löwe. Kleine Sterne und punktförmig bis in die Ecken der Alccd 12.
Das Bild oben rechts zeigt guiding und seeing während der 600
Sekunden Belichtung
Bildserie unten:
Was den verschmutzen HS
betrifft, zeigen die beiden Aufnahmen einer Vela Dunkelwolke vor- und nach der
Reinigung kaum einen Einfluss. Die Aufnahme nach der Reinigung sieht vielleicht
etwas rauschärmer und kontrastvoller aus, bestätigt aber den alten Spruch: Durchschauen und
Reinigung nur dann wenn es absolut notwendig wird - also möglichst
selten. |
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Das Bild links zeigt einen
vorsichtigen Reinigungsversuch mit Watte und
destilliertem Wasser. Oben im Bild ein Teil des
völlig verdreckten Hauptspiegels. |
Dunkelwolken im Sternbild Vela, VOR der Reinigung |
Dunkelwolken im Sternbild Vela, NACH der Reinigung |
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All Images and all Content are © by Franz Hofmann
+ Wolfgang Paech |