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Der Cirrusnebel - ein Supernovaüberrest im Sternbild
Schwan (Cygnus) |
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Objektbeschreibung:
Unser Bild zeigt ein großes Mosaik des
Cirrusnebels (englisch Cygnus Loop). Es ist
ein ausgedehnter, fast kreisförmiger Supernovaüberrest (SNR) im
Sternbild Schwan und ist der im optischen Spektrum sichtbare Teil des
Cygnusbogens, einer Ansammlung von Emissionsnebeln. Er besteht im Wesentlichen
aus den Einzelnebeln NGC 6992 (Ostteil, im Bild
links), NGC 6960 (Westteil, im Bild rechts) und
NGC 6979 (Mitte). Der Cirrusnebel ist das
Musterbeispiel eines Supernovaüberrests und hat einen scheinbaren
Durchmesser von 3 Grad am Himmel. NGC 6960 trägt den deutschen
populären Namen "Sturmvogelnebel" und im englischen wird er als " Witch's
Broom" (Hexenbesennebel) bezeichnet.
Der Cirrusnebel entstand aus einer
Supernovaexplosion vor etwa 5000 bis 15000 Jahren. Die Entfernung zum
Sonnensystem ist nicht genau bekannt, die Angaben schwanken - je nach
Messmethoden - zwischen 1500 und 4500 Lichtjahre. Neue Untersuchungen von NASA
und der ESA legen jedoch eine Distanz um die 2400 Lichtjahre (Robert A. Fesen, et.al, 2018) und ein Alter von etwa 8000
Jahre nahe. Der kompakte Überrest (Neutronenstern, Pulsar oder Schwarzes
Loch) der Supernova konnte bislang nicht gefunden werden. Setzt man eine
Entfernung von 2400 voraus, so ergibt sich ein wahrer Durchmesser des Nebels
von etwa 130 Lichtjahre.
Das bei der Supernovaexplosion hinaus
geschleuderte Gas expandiert und breitet sich mit rund 180 Kilometern pro
Sekunde nahezu kugelförmig aus. Dabei stößt es mit dem
umgebenden interstellaren Medium zusammen und formt dabei ein Gebilde aus
leuchtenden Filamenten und Nebelfetzen.
Die beiden großen
Nebelsegmente NGC 6960 (der "Sturmvogelnebel") und
NGC 6992 zeigen am deutlichsten, dass sich der
Supernovarest ausdehnt und dabei mit dem interstellaren Medium kollidiert. Im
Westen (NGC 6960, rechts im Mosaik) besteht das "Kollisionshindernis" aus einer
dunklen Molekülwolke. An den Fronten bilden sich feine Filamente, die
durch die Kollisionsenergie ionisiert werden und Licht abstrahlen. Je nach den
in den Nebelfilamenten vorhandenen chemischen Elemente leuchten die Filamente
in rot (H-alpha, Stickstoff und/oder Schwefel) oder blau (Wasserstof H-beta)
bis blaugrün (O-III). Im Verhältnis zu den übrigen Regionen im
Cirrusnebel ist in NGC 6960 der O-III Strahlungsanteil am höchsten. Das
zeigt die auffällige Türkisfärbung, der Cirrusnebel leuchtet
also eigenständig. |
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Der
auffällig helle Stern nahe NGC 6960 - 52
Cygni - hat mit dem Cirrusnebel nichts zu tun, denn er steht mit etwa
200 Lichtjahren Entfernung weit im Vordergrund, er wird dem Spektraltyp ist G
9.5-III zugeordnet.
Die hellsten
Nebelanteile wurden 1784 von Friedrich Wilhelm Herschel entdeckt. Der
südlichste Teil von NGC 6992 ist als
NGC 6995 katalogisiert und wurde 1825 von John
Herschel, dem Sohn Herschels, mit dem Teleskop seines Vaters entdeckt. Die
schwächeren Nebelpartien wurden später - in den Jahren 1866 und 1873
- vom amerikanischen Astronomen Truman Henry Safford (IC
1340) und von Lawrence Parsons, dem 4. Earl of Rosse (NGC 6974) entdeckt.
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« Das
Kompositbild linkszeigt Daten, zusammen gesetzt aus ROSAT Röntgen- (blau),
GALEX UV- (weiß) und WISE 12- von 22?m-Infrarotstrahlung (blau und rot),
und zeigt eindrucksvoll die gesamte, fast kreisförmige "Blase" des
Supernovaüberrest. Deutlich hebt sich im Westen auch die bräunliche
Molekühlwolke ab, die mit den Filamenten von NGC 6960 mit hoher
Geschwindigkeit von 180 Kilometer/Sekunde kollidiert. Im Norden liegt eine
Region, die annähernd frei von interstellaren Wolken ist.
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Credit: https://arxiv.org/pdf/1809.01713.pdf
aus:" THE CYGNUS LOOP'S DISTANCE, PROPERTIES, & ENVIRONMENT DRIVEN
MORPHOLOGY"
Aufgrund des hohen Bekanntheitsgrad des Cirrusnebel,
gibt es im Internet eine große Anzahl von interessanten Webseiten. Einige
davon haben wir hier für Sie verlinkt.
Hoch aufgelöste Detailfotografien der NASA/ESA
sind hier zu
sehen. Einen ausführlichen Bericht zur Entdeckung des Cirrusnebels
können Sie hier lesen.
Ausführliche
Infos, Karten und Beschreibungen sind auch
hier und
hier
zu finden. |
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All Images und all Content are ©
by Franz Hofmann + Wolfgang Paech |