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Videofotografie des Mondes - Lucky Imaging,
eine kurze Beschreibung
Die Technik der Videofotografie des Mondes,
der Sonne und der Planeten ist relativ neu. Ihr Einzug in den Amateurbereich
beginnt so ungefähr im Jahr 2005. Die Technik stammt - wie so vieles - aus
der professionellen Astronomie. Von dort kommt auch der Name: Lucky Imaging. Sie wurde in der professionellen
Astronomie eingesetzt, um enge Doppelsternsysteme mit dem theoretischen
Auflösungsvermögen der eingesetzten Optik aufzulösen.
Die
Technik und die Idee dahinter sind eigentlich simpel. Es werden hunderte bis
tausende, sehr kurz belichtete, Einzelbilder eines Objekts aufgenommen. Durch
die kurzen Belichtungszeiten wird die Luftunruhe (das Seeing) bei jedem
Einzelbild praktisch "eingefroren", denn die Seeingbedingungen können sich
praktisch im Milli Sekundenbereich verändern. Wer mehr über das
Seeing erfahren möchte findet hier Links zu zwei
Tutorien, in denen das Seeing ausführlich behandelt wird. |
Durch
die kurzen Belichtungszeiten sind die Einzelbilder jedoch sehr stark
verrauscht. Hat man nun eine Software, die aus den vielen Einzelbildern die
schärfsten herausfiltert und diese zu einem Summenbild aufaddiert wird das
Rauschen stark reduziert und es lässt sich annähernd die theoretische
Auflösung der Aufnahmeoptik erreichen. Das Lucky Imaging funktioniert im
Amateurrbereich (leider) nur bei hellen Aufnahmeobjekten, es sei denn man setzt
sehr teure, tiefgekühlte Spezialkameras ein, deren Anschaffungskosten wohl
aber das Budget des normalen Amateurs weit
überschreitet.
» Die Bilder rechts zeigen das beste (links)
und das schlechteste Einzelbild (rechts) aus einem Avifile von 1.200
Rohbildern. Nicht nur in der Bildschärfe unterscheiden sich die Bilder,
das unschärfere zeigt auch deutlich weniger Kontrast.
Hier klicken
zum Laden einer großen Version. |
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Monitor und Monitorkalibration
Mondbilder in bester
Qualität auf einem "fremden" Monitor darzustellen ist eine Gratwanderung
wie wir aus leidvoller Erfahrung zur Kenntnis nehmen mussten. Andere
Einstellungen von Kontrast und Helligkeit - gegenüber dem Monitor an dem
die Bildverbeitung erfolgte - führen zu "harten" Darstellungen,
Helligkeitsunterschhiede werden zu stark oder zu schwach wiedergegeben,
schwarze Bereiche werden grau und verrauscht dargestellt. Alle hier gezeigten
Aufnahmen wurden an zwei relativ hochwertigen EIZO 21 Zoll Monitoren
bildbearbeitet und zeigen sich - zumindest bei einigen Freunden - auf deren
Monitore in etwa wie auf den unseren.
Wollen Sie die Bilder
bestmöglich betrachten, justieren Sie Ihren Monitor so, dass das Bild des
Graukeils von Weiß bis tiefschwarz gut abgestuft wiedergegeben
wird. |
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Kollimation und Fokusierung
Das A
und O für die Aufnahme von exzellenten Rohavis
ist - neben den aktuellen Seeingbedingungen - eine bestmögliche
Kollimation (Justierung) des SC Systems. Eine Dekollimation zeigt sich sofort
an einem unsymetrischen Fangspiegelschatten bei einem grob defokussiertem
Sternbild. In diesem Justagezustand, wie im Bild rechts gezeigt, ist die
Aufnahme von hochaufgelösten Mond- und Planetenbilden von vorn herein
ausgeschlossen. Anleitungen zur Justage von SC Systemen sind vielfältig im
Internet zu finden.
Eine perfekte Kollimation des SC Systems im Fokus
zeigt das Bild rechts außen. |
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Fokussierung
Ein weiterer
wichtiger Punkt ist die Fokussierung. Um Probleme mit dem Spiegelshifting,
welches leider auch das C14 vom Onjala Observatory hat, zu vermeiden, war das
Teleskop mit einem preiswerten Baader Crayford Auszug bestückt. Die
Grobfokussierung erfolgte (immer gegen den
Uhrzeigersinn) über die Hauptspiegelfokussierung, die
Feinfokussierung dann über den Crayford Auszug.
Warum eine Fokussierung gegen den Uhrzeigersinn? Bei
einer Fokussierung gegen den Uhrzeigersinn wird der Haupspiegel zwischen
Fokussierspindel und dem SkyBaffle auf Druck geklemmt. So kann der Spiegel auch
bei einer Lageänderung des Teleskops nicht verkippen. Fokussiert man im
Uhrzeigersinn liegt der Hauptspiegel frei und kann verkippen.
Deshalb auch folgender Tipp: Wenn Sie das SC System
justieren müssen, tun Sie es ebenfalls mit einer Fokussierung gegen den
Uhrzeigersinn. Denn es sollte einleuchten, dass eine Kollimation bei nicht
definierter Lage des Hauptspiegels je nach anschließender Teleskoplage
wieder eine Dekollimation des Systems nach sich zieht.
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Bildaufnahme
Alle Rohavis wurden
im Fokus des Celestron 14 bei einer Brennweite von 3.900 Millimeter (f/11) und
einem SkyRis 445 Mono Videomodul aufgenommen. Zur Seeingberuhigung wurde ein
Baader IR Passfilter eingesetzt. Weitere optische
Zubehörteile, wie z.B. Zenitprisma oder Zenitspiegel, die die
Abbildungsqualität beeinflussen könnten, wurden nicht eingesetzt.
Die Längen der Rohavifiles lagen in Abhängigkeit des lokalen
Seeings zwischen 1.200 und 1.500 Einzelbilder. Aufnahmesteuersoftware war die
serienmäßig mit dem Videomodul mitgelieferte Software ICap. Eine
ausführliche deutsche Bedienungsanleitung zu ICap von uns
finden Sie hier.
Die Rohavifes wurden im 8bit Modus
(Videocode Y 800) und einer elektronischen Bildverstärkung (Gain) von + 10
dB aufgenommen. Die Belichtungszeiten der Einzelbilder lagen je nach Mondphase
am Terminator zwischen 1/80 und |
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1/500 Sekunde. Aufnahmen im 8bit Modus halten die
filegrößen bei der SkyRis 445M bei ungefähr 1 Gby (1.200 bs
1.500 Einzelbilder) und sind so noch gut zu händeln (Rechenzeit bei der
Auswertung). Eine Graustufenauflösung des "gestackten" Rohsummenbild von
12bit ergibt sich automatisch durch die Bildaddition der Einzelbilder. So spart
man jede Menge Speicherplatz auf dem Datenträger. Aufnhamen im 12bit
Modus, das die SkyRis Kamera beherrscht führen zu keiner Verbesserung des
Rohsummenbildes und erhöhen die filegröße enorm. Bilddownload
war mit 30 Bildern pro Sekunde (1.280 x 960 Pixel)
maximal. |
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Alle
Rohavifiles wurden mit der Software AVISTACK V 1.8 von Dr. Michael Theusner
verarbeitet. Die Software liegt unter
AviStack als Freeware -
inklusive einer ausführlichen deutschen Anleitung - zum Download bereit.
Die Software stammt etwa aus dem Jahr 2008 und wurde annähernd zeitgleich
mit einer ähnlichen Software - REGISTAX - veröffentlicht. Die erste
Bildverarbeitung aus dem deutschsprachigen Raum zur Verarbeitung von Lucky
Imaging Videofiles war GIOTTO (siehe Links unten auf der
Seite).
Wir haben vor einigen Jahren viele Rohavis
parallel mit AviStack und RegiStax verarbeitet und
kamen zu dem Ergebnis, dass die |
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endgültigen Bildergebnisse bei der Verarbeitung mit AviStack
immer ein bischen besser waren, obwohl RegiStax deutlich schneller arbeitet. Da
AviStack im Batchmodus über Nacht laufen kann, spielt der Zeitfaktor
für uns keine große Rolle. UND - AviStack läuft ausgesprochen
stabil. Softwareabstürze sind ausgesprochen selten.
Bildverarbeitung
Wir beschreiben im folgenden kurz die Bildverarbeitung der
Rohavifiles mit AviStack am Klassiker des Mondkraters Clavius. Da die Programme
in etwa gleich arbeiten, kann die Abfolge auch auf RegiStax übertragen
werden. Diese Arbeitsschritte können übrigens auch für
Sonnenbilder übernommen werden. Alle folgenden
Bilder können durch Anklicken vergrößert
werden.
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Nachdem das Rohavifile in AviStack eingelesen wurde, werden manuell
zwei Punkte im ersten Einzelbild markiert, anhand derer die Software die
gegenseitige Verschiebung zwischen den Einzelbildern bestimmt und
anschließend die Bilder deckungsgleich ausrichtet.
Auswahlkriterien der Punkte sollten
Strukturen sein, die einen deutlichen Kontrast zeigen (z.B. kleine
Kraterränder zwischen Licht und Schatten). |
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Nach
Beendigung des ersten Schritts werden so genannte Schwellwerte gesetzt. Dies
erfolgt generell in einem Falschfarbenmodus. Dabei werden alle Bereiche
markiert, die keinen relevanten Bildinhalt haben, also z.B. ein schwarzer
Himmelshintergrund und auch gesättigte (überbelichtete
Krateränder) Bildpartien.
In diesen Bereichen werden später keine Referenzpunkte
gesetzt, was die Bearbeitungszeit deutlich reduziert. |
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Im 3.
Schritt setzt AviStack automatisch Referenzpunkte für die folgenden
Arbeitsschritte. Wählt man die Standardparameter, die AviStack beim
Starten automatisch lädt, können dies bei einem Rohavifile von 1.280
x 960 Pixel bis zu 2.500 Referenzpunkte sein. Die Anzahl ist natürlich
abhängig vom Bildinhalt. Ganzflächige Hochlandregionen des Mondes
bedeuten eine große Anzahl von Referenzpunkten, Maregebiete erfordern
wenig Referenzpunkte.
Sind die Referenzpunkte gesetzt, kann Arbeitsschritt 1 bis 3
als Datenfile abspeichert und später mit vielen anderen Files im
Batchmodus abgearbeitet werden. |
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Im 4.
Schritt wird das Bild in Qualitätsgebietsgrößen eingeteilt.
Standard ist dabei bei uns eine Größe von 64 x 64 Pixel. AvisStack
bestimmt nun in JEDEM Einzelbild und JEDEM der Quadrate die
Bildqualität.
Je kleiner man die Qualitätsgebietsgröße
wählt, desto länger die Bearbeitungszeit. |
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Nun
folgt der Schritt, der die längste Bearbeitungszeit erfordert. Bei einem
Avifile von 1.280 x 960 Pixel und 1.500 Einzelbilder dauert dies in
Abhängigkeit von der Rechenleitung Ihres PCs ca. 30
Minuten.
AviStack
berechnet nun die Verschiebung aller Referenzpunkte in den jeweiligen
Qualitätsgebieten jedes der Einzelbilder und verschibt diese so, dass sie
am Ende absolut deckungsgleich sind. |
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Nun
folgt der vorletzte Schritt, die Bildaddition. Über den Schieberegler
Qualitätsschwellenwert kann der Nutzer festlegen, wieviel Bilder
aufaddiert werden, um das Rauschen der Einzelbilder zu unterdrücken. In
unserem Fall addieren wir zwischen 12 und 13 Prozent der besten
Einzelbilder.
Während zu
Beginn des Lucky Imaging die Softwarepackete lediglich komplette Einzelbilder
aufaddiert haben, rechnen die aktuellen Programme nun die besten Bildpartien
der Qualitätsgebiete aus ALLEN Rohbildern übereinander und zwar so,
dass jedes Segment in gleicher Anzahl im Endbild vorliegt und es somit keine
Helligkeits- oder Kontrastunterschiede gibt.
Ist das Stacking beendet kann das fertige
Rohsummenbild im 16bit .fit oder 16bit .tif Format abgespeichert werden.
Arbeitet man im Batchmodus werden die Bilder im .fit Format automatisch
abgespeichert. |
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Im
letzten Bearbeitungsschritt wird das Rohsummenbild geschärft. Dazu bieten
sowohl AviStack als auch RegiStax die so genannte Wavelet Filterung an. Es ist
eine sehr spezielle Schärfungsfunktion, bei der man sehr geziehlt
einstellen kann, welche Strukturen geschärft werden sollen (fein oder
grob). Im Prinzip kann man sich vorstellen, dass das Bild in mehrere, sich
überlagernde Ebenen, zerlegt wird und man sehr gezielt entscheiden kann,
welche der Ebenen geschärft werden soll. Wir schärfen generell in der
1. Ebene bis zum Maximum der Amplitude von 200 bei einem Sigma von 0.2. Bei
Aufnahmen, die bei exzellentem Seeing aufgenommen wurden wird auch die 2. Ebene
in die Bildschärfung einbezogen.
Klicken Sie
hier für einen Bildvergleich in Originalgröße zwischen
Rohsummen- und Wavelet geschärften Bild |
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Die
finale Bildverarbeitung erfolgt im Adobe Photoshop. Hier muss jeder Mond
Videofotograf aber seinen eigenen Weg finden. Wir korrigieren meist nur etwas
den "Tonwert". Um Bilder aufzuhellen wird die Korrekturfunktion "Tiefen und
Lichter" eingesetzt.
Sind großflächige Maregebiete
abgebildet (die in der Wavelet Schärfung sehr rauschanfällig sind)
wird eine Bildglättung mit dem Weichzeichnerfilter "Matter machen"
eingesetzt.
Bei sehr kontrastreichen Aufnahmeobjekten wie z.B den
Kraterrändern von Kopernikus oder Aristarch arbeiten wir auch mit zwei
unterschiedlich belichteten Rohfiles, deren Summenbilder im Photoshop in Ebenen
übereinander gelegt und entsprechend bearbeitet werden. Im Endbild
erscheinen dann die Kraterränder nicht überbelichtet und die dunkle
Umgebung der Krater ist nicht unterbelichtet.
Zum Abschluss wird wie im Fall der Bilder der
vulkanischen Strukturen die Bildbeschriftung eingefügt. Abgespeichert
werden die endgültigen Bilder im .png Format, welches unkomprmierte
bestmögliche Wiedergabequalität garantiert. |
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Variable Einstellungen bei
AviStax |
Ein
wichtiger Betriebsparameter von AviStack ist die Einstellung des
Korrelationsflächen Radius, der in den Default Einstellungen auf 24 Pixel
gesetzt ist. Werden Rohavis bei nicht optimalen Seeingbedingungen aufgenommen,
kann die Summenbildqualität bei einer Reduzierung des Radius, z.B. auf 10
Pixel leicht verbessert werden, dadurch steigt allerdings die Bearbeitungszeit.
Die beiden Bilder rechts mögen dies verdeutlichen.
> Vergleich
zwischen einer Korrelationsfläche von 10- und 24 Pixel an einem Ausschnitt
des Mare Nectaris, nördlich des Kraters Fracastorius.
>> Vergleich zwischen verschiedenen
Korrelationsflächeneinstellungen UND der Anzahl der gestackten
Bildern.
AviStack
heißt hier in der Bildlegende noch Theusner/IDL, die Bilder stammen noch
aus der Entwicklungsphase von AviStack. |
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Je
mehr Referenzpunkte, desto schärfere Bilder? Im Prinzip ist das
richtig. Da AviStack die Referenzpunkte automatisch setzt, müssen die
Einstellungen des Glättungsfaktors und/oder des Minimalabstandes
gegenüber den Defaultwerten reduziert werden. Auch dadurch steigt die
Verarbeitungszeit der Avifiles deutlich an. Das Bild links zeigt einen
Vergleich.
< Kopernikus, aufgenommen mit einem 6" Zeiss APQ mit
2fach Barlowlinse (f 0 2.400mm), links 1.200-, rechts 2.200 Referenzpunkte. Die
Bilder sind zum besseren Vergleich gespiegelt. |
An dieser Stelle sei unserem Astrofreund Wolfgang Sorgenfrey
gedankt. Er ist seit vielen, vielen Jahren einer der ganz "Großen" in der
Mond- und Planetenfotografie. Von ihm haben wir in unzähligen Email
Kontakten viele wertvolle Tipps und Hinweise bekommen, die es uns
ermöglicht haben Mondbilder in hoher Qualität zu präsentieren.
Ein Besuch
seiner Website sei empfohlen. |
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Aktuelle Software zur Bearbeitung von
Videofiles und online Tutorien zur Videografie des
Mondes und der Planeten |
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All Images and
all Content are © by Wolfgang Paech + Franz Hofmann |